Äh, bitte keinen Kontakt, ich bin introvertiert!

Als Introvertierte zu Campen ist eine echte Herausforderung, wie der aufmerksame Leser bestimmt schon bemerkt hat. Die Gradwanderung nicht zu überschreiten zwischen "Ich bin nicht allein" und "Ich bin nicht allein", wenn Ihr versteht was ich meine...

Imaginärer Leser: ne, nicht wirklich! ?! (Kommentar wird von der Autorin ignoriert)

Aber ich weiß wirklich nicht woran es liegt, entweder sind die deutschen Rentner - die, die bereitwillig und herzlos ihre Familien zurücklassen, um Weihnachten und Silvester in Spanien zu verbringen - besonders "anders" oder ich bin einfach so charmant das man mich sofort adoptieren möchte...

Imaginärer Leser: *lachend* "ja ne, schon klar...Du und charmant ..ne, ist klar .... *weiter lachend, dabei den Bauch fest haltend*

Glaubt es oder nicht, ich weiß grad nicht was los ist: Ein kurzer Abriss der letzten Campingplätze:

(P.S. die Campingplätze wurden anonymisiert, damit Ihr mir nicht folgen könnt)

Camping 1:

• Kennenlernen von Sabine und ihrem Welpen Louis aus Hamburg -> mehrere Sektabende, sehr nett

• Hunde-Hannes - von gegenüber - überzeugt mich, meine Gasheizung endlich zu verwenden -> Eine neue Ära bricht an, später mehr

• Willy, alleinreisender Rentner, erzählt uns bereitwillig aus seinem Leben in der DDR, natürlich bei einem Sektchen (was sonst),...verkuppelungsversuch zwischen Willy und Sabine scheitert

Camping 2:

• Tag 1: 30 min nach Ankunft: "Du bist alleine" Hier hast Du erstmal einen Kuchen! "Du stehst ja ganz schief, hier, nimm doch unsere Auffahr-Keile, wir brauchen sie aktuell nicht"... Beate ist sprachlos... und ein bisschen eingeschüchtert

• Tag 2: Bekam ich ein Stück Torte von schräg gegenüber (Sahne- Nuss) und sehr sehr viele Tipps zu spanischen Gasflaschen

• Eine hitzige Diskussion mit einem ehemaligen Mathe-Lehrer hat meine Beliebtheit leider nicht beeinflusst (komisch ;-) )

• Ich bekomme meine ersten - in einem Camper gebacken - Weihnachtsplätzchen

• Tag 3: Meine Nachbarin schenkt mir einen selbst gehäkelten Brotkorb als Weihnachtsgeschenk und Erinnerung ... wo ist hier das Emoji mit den Herz-Augen...

Camping 3

• Tag 1: Ankunft, Parzelle gefunden.. mutiger, - wenn auch wenig erfolgsversprechender - Einparkversuch.. Spanischer Papa schaut skeptisch und entschließt sich dann mir zu helfen, er winkt, fuchtelt und Quietscht als ich versuchen einzuparken, aber mit ihm zusammen hab ich das am Ende gut gemeistert ;-) (Kinder sind immer noch geschockt)

• 10 min später , ich packe - obwohl ich es wirklich vermeiden wollte - meine Luftkissen aus... Erstes Gespräch mit den englischen Nachbarn darüber, was das für tolle und innovative Dinger sind -> Panik -> Schweißausbrüche -> muss ich gleich wieder weiter? Panik war unbegründet, hab mich noch mit weiteren 4 Campern über die Luftkissen unterhalten, ohne Einladung zum Barbecue... ich werde langsam besser ;-)

• Tag 2-3: Die nächsten zwei Tage kein Kontakt - ein Traum - wir genießen Silvester zu zweit, konzentrieren uns darauf das Geböller mit lauter französischer Musik zu übertönen, viele Kuscheleinheiten, um 1 Uhr schlafen Sunny und ich friedliche ein

• Tag 4: Es liegt was in der Luft, ich hab einen Lauf. Werde von mehreren Menschen angesprochen (keine Ahnung wo die auf einmal herkommen), Nachbarn links, rechts und gegenüber sind auch dabei, genauso wie einige bei denen ich mich immer noch Frage wo die Wohnen... was mach ich nur falsch... ach, wäre Sunny nur ein struppiger Kampfhund...

• Tag 5: morgen geht es weiter, ich stehe an der Rezeption und will zahlen und ein Paket abholen... plötzlich - ich kann wirklich nix dafür - tratscht das gesamte office mit mir, über Eheprobleme, Fernsehempfang, Hundeerziehung, Amazon-Bestellungen, Gasflaschen.... ein kurzes Gefühl der Panik kommt auf..Beate beruhig Dich, du fährst morgen weiter :-)

Die zentrale Frage ist: Gibt es eine magische Grenze, wie lange man sich kontaktlos auf einem Camping-Platz aufhalten kann ohne ins Gespräch zu kommen? 3-4 Tage? Ab da gehörst Du zu den "Junior-Dauercampern"? Ich nehme die Herausforderung an und finde es raus...

Aber: Ein Schnack zwischendurch ist ab und an doch ganz nett, selbst für einen menschen-Muffel wie mich ;-)

Und zu Guter Letzt, noch ein paar Bilder...wahllos, willkürlich, zum erhalten der Leserschaft....